Schachfeinde

Schach hat nicht nur Freunde, wie die SF Konz - Karthaus, sondern auch mächtige Feinde. So wurden auf dem 4. römischen Laterankonzil der katholischen Kirche 1215 kurzerhand sämtliche Spiele verboten.

 

Auf den Synoden von Trier (1310) und Würzburg (1329) wurde bezüglich des Schachspiels präzisiert, dass dieses bei der Geistlichkeit so beliebte Spiel für Kleriker verboten sei, weil die spielsüchtigen Priester ihre seelsorgerischen Pflichten sträflich vernachlässigt hätten. In Trier residierte Erzbischof und Kurfürst Balduin zu dieser Zeit (1307 bis 1354).

 

naumburgerdom1923utaIch hatte 2002 bei der Senioren - WM in Naumburg Gelegenheit, im dortigen Dom die ziemlich versteckte Skulptur der beiden schachspielenden Affen zu bewundern, die karikirend auf den „Sittenverfall“ der Geistlichkeit Bezug nimmt. Dieses Objekt wurde während der WM mindestens so oft besichtigt wie die berühmte Stifterfigur Uta, jene edle Schönheit, die Umberto Eco nach eigenem Bekunden auch heute noch gern in einem römischen Cafe hofieren würde. Erst der schachspielende polnische Papst Johannes Paul, der 1992 den Galilei formal rehabilitierte, hat unser Hobby auch für fromme Katholiken durch sein Tun sichtbar rehabilitiert.

 

In jüngster Zeit hat neben den Taliban der irakische Großayatollah Sistani mahnend den Zeigefinger erhoben und allen Gläubigen das Schachspiel verboten mit der Begründung, es führe zu Ausschweifungen und fördere den Sittenverfall. Auf des Ayatollahs Homepage aufmerksam geworden, mailte Professor Hesse kürzlich dem geistlichen Oberhaupt der schiitischen Moslems drei Fragen:

  1. Is it allowed to write chessbooks?
  2. Is it allowed to read chessbooks?
  3. Is it allowed to solve chess problems?

Die Antworten waren kurz und bündig. Das Schreiben von Schachbüchern ist nicht erlaubt, das Lesen solcher Bücher und das Lösen von Schachproblemen ist erlaubt. Zum Glück ist Professor Hesse kein Schiit und Logik nicht die Profession des Ayatollahs.

 

Helmut Giering, Literatur: Christian Hesse, Expeditionen in die Schachwelt